Der Lockdown und die Folgen für unseren Darm

Die Einschränkung der Bewegungsfreiheit führt bei vielen Menschen zu einem Mangel an körperlicher Betätigung und zu veränderten Ernährungsgewohnheiten. Häufigere Zwischenmahlzeiten und nicht selten auch eine eintönige oder ungesunde Ernährung auf Konservenbasis oder Fertigprodukten begünstigt Mangelerscheinungen an wichtigen Vitaminen und Nährstoffen.

Die Folge: nicht nur das Körpergewicht steigt, sondern auch die Vielfalt der nützlichen Darmbakterien im Darm nimmt ab. Dies schwächt unser Immunsystem und führt darüber hinaus zu Verdauungsproblemen wie Verstopfung und Blähbauch. Viele Familien erleben gerade jetzt eine Dreifachbelastung durch Home – Office, Kinderbetreuung und Haushalt. Alleinerziehende Elternteile kommen an ihre Grenzen – mit weitreichenden Auswirkungen: je andauernder psychischer Druck herrscht, umso mehr entstehen Entzündungen in der Darmschleimhaut. Das Gleichgewicht der Darmbakterien geht verloren. Als Folge wird ein Teufelskreis in Gang gesetzt, der nicht nur die Verdauung, sondern über die Darm-Hirn-Achse auch die Psyche (Emotionen, Stimmung und Konzentrationsfähigkeit), die Leistungsfähigkeit und generell die Gesundheit negativ beeinflussen kann. Natürliche Lebensmittel wie Gemüse, insbesondere ballaststoffreiche Sorten wie Hülsenfrüchte, Obst und Vollkornprodukte fehlen hingegen auf unseren Tellern, und das wirkt sich nicht nur auf die Zusammensetzung der gesunden Bakterien in unserem Darm aus, sondern auch auf den gesamten Stoffwechsel des Darms.

Von essenzieller Bedeutung sind hierbei die Salze der kurzkettigen Fettsäuren wie Butyrat und Propionat. Diese werden von den Darmbakterien produziert und dienen unter anderem der Darmwand als Energiequelle, damit sie ihre Schutzfunktion aufrechterhalten kann. Zahlreiche Untersuchungen belegen einen großen Zusammenhang zwischen einer Reduktion der Bakterienarten und dem Auftreten von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, dem Reizdarmsyndrom und sogar von Darmkrebs. Auch außerhalb des Darms spielt Butyrat eine wichtige Rolle: Es dient dem Gehirn als Energiequelle, und hier insbesondere den sogenannten Fresszellen – unserer „Aufräumtruppe“ im Gehirn, die Schadstoffe und Ablagerungen beseitigen kann. Deren Aktivität wird zentral von Butyrat bestimmt: Wenn also im Darm zu wenige Butyrat bildende Bakterien vorhanden sind, bleibt „Müll“ im Gehirn liegen. Dieser Zusammenhang ist insbesondere bei psychischen Erkrankungen sowie im fortgeschrittenen Alter in Hinblick auf Demenzerkrankungen und Parkinson ein wichtiges Thema.

Apothekerin Sabine Vollwerth

Apothekerin Sabine Vollwerth

  • Inhaberin der Vollwerth-Apotheke in Siegen
  • Vorstandsmitglied Natur und Medizin
  • Spezialkenntnisse: Begleitung von Krebstherapien, Nahrungsergänzung zur Krankheitsvorbeugung, Wechseljahresbeschwerden
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