Kaum ein Stoff im Körper hat ein so zwiespältiges Image wie das Cholesterin. Mehr als 55 bis 60 Prozent der Erwachsenen in Deutschland haben laut aktuellen Daten zu hohe Cholesterinwerte im Blut.
Fast die Hälfte der Betroffenen weiß nichts von ihrer Erkrankung, denn Fettstoffwechselstörungen verursachen keine Schmerzen. Sie werden oft erst entdeckt, wenn es zu spät ist – bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. In der öffentlichen Darstellung ist Cholesterin entweder „gut“ oder „böse“. Doch so einfach ist es leider nicht. HDL-Cholesterin (High Density Lipoprotein) wird als „gutes Cholesterin“ bezeichnet. Es transportiert überschüssiges Cholesterin zurück zur Leber und schützt so die Gefäße.
LDL-Cholesterin (Low Density Lipoprotein) wird als das „schlechte Cholesterin“ bezeichnet.
Es transportiert Cholesterin zu den Körperzellen. Überschüssiges LDL kann sich in den Blutgefäßwänden ablagern. Aber Cholesterin ist keineswegs nur gefährlich – im Gegenteil: Es ist ein lebenswichtiger Baustein unserer Zellmembranen, Ausgangsstoff für Vitamin D, Gallensäuren und Steroidhormone wie Östrogen oder Testosteron. Etwa 70 % unseres Cholesterins stellt der Körper selbst her, nur der kleinere Teil stammt aus der Nahrung. Ein gestörter Fettstoffwechsel – etwa durch Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Übergewicht oder genetische Faktoren – bringt dieses fein abgestimmte System jedoch aus dem Gleichgewicht.
Wenn sich LDL-Cholesterin durch freie Radikale im Blut chemisch verändert, wird es vom Immunsystem nicht mehr als „körpereigen“ erkannt. Besonders anfällig dafür sind kleine LDL-Partikel, die sich leicht zwischen die Zellen der Gefäßwände schieben. Sobald sich oxidiertes LDL in der Gefäßwand absetzt, beginnt eine fatale Kettenreaktion: Immunzellen wandern ein, bilden Schaumzellen und lagern sich ab – es entstehen Ablagerungen, die die Gefäße verengen und langfristig das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall massiv erhöhen.
Doch woher kommt es, dass soviele Menschen nachteilig erhöhte Cholsterinwerte haben? Einen besonderen Platz auf der Liste der Gesundheitsrisiken nehmen die Transfette in unserer Nahrung ein. Diese entstehen industriell bei der Härtung von pflanzlichen Ölen, etwa zur Herstellung von Margarine oder Backfetten. Auch beim Frittieren oder mehrmaligen Erhitzen von Ölen können sie entstehen. Transfette finden sich vor allem in Fertiggerichten, Fast Food, Chips, Backwaren und frittierten Speisen. Sie erhöhen den LDL – Spiegel und senken HDL. So fördern also auf zweifache Weise die Gefäßverkalkung. Die WHO macht sie für über 500.000 Todesfälle jährlich verantwortlich. Die gute Nachricht: Viel Bewegung, der Verzicht auf Transfette und verarbeitete Lebensmittel, eine Ernährung reich an Omega-3-Fettsäuren (z. B. Fisch, Algenöl), Stressabbau und gegebenenfalls Mikronährstoffe wie Vitamin C oder Magnesium können helfen, das Gesamtprofil der Blutfette zu verbessern und unsere Gefäße schützen.
Ihre Sabine Vollwerth (Apothekerin) und Team